...we have the music
Habe ich jemals etwas gegen mp3-player gesagt? ich bestreite alles und behaupte das gegentum, mp3-player sind natuerlich welt. ich nehme meinem leben die akkustik und synchronisiere es mit wie-mir-das-passt. dass ich dabei auf den O-Ton verzichte und damit die neben dem Gesichtssinn wichtigste Info auslasse, ist mir egal, ignorant war ich vorher schon.
Und dann hat musik ja schon eine quantitative komponente, es gehoert ordentlich aufgedreht. ich steuere taubheit an, dann rennt eben der private stummfilm.
gnomas - 13. Sep, 09:05 - Rubrik:
...we have the music
Zur Abwechslung was anderes, zur Abwechslung Radiohead. Die spielen nicht so oft in der Gegend, und wenn sie beim Sziget in Budapest antreten, dann muss man da natuerlich hin. Was nicht so einfach ist, weil die U-Bahn gesperrt, der Shuttlebus verspaetet, aber ueberfuellt… mir zum Trotze wird das gemacht, und ich werde mir ernsthaft ueberlegen, ob ich die Magyaren noch mal mit dem Kronland Ungarn belehen soll.
Aber dann ist man dort, eine ganze Insel voller Leute, voller Musik, dazu reichlich anderer Krimskrams, sehr nett. Motiviert waren wir wohl, aber zu spaet dran, deswegen war ein Platz 70 m vor der Buehne das maximal erreichbare. Und dann legen die los, das Programm scheinbar eine Best-of-Auswahl, aber was soll man tun, wenn man reichlich gutes Zeug produziert hat? Perfekt gespielt, die Performance erinnert an etliche Live-Videos, die sich der beflissene Radiohead-Fan runtergeladen hat – insofern: no surprises, wie Thom Yorke selber singt. Und nicht nur er, die Mitsing-Dichte ist bei Radiohead höher als beim Abschlußgottesdienst der ÖVP-Pilgerfahrt nach Mariazell.
Professioneller Auftritt, zu professionell, business as usual? Spielen Radiohead in Hackler-Mentalitaet eine solide Show, die die Versprechungen einloest und keinen enttäuscht? Warum tut das jene Band, die nicht nur bei Hail to the thief den unbequemeren, unkommerziellen Weg eingeschlagen hat? Wegen dem Veranstalter, wegen den Fans, weil es ein Open Air mit seinen „Greatest-Hits“-Spielregeln ist?
Mag sein, dass die Jungs in einem kleinen Clubkonzert mehr experimentiert haetten, mehr von der neuen Platte gespielt haetten. Man kann einer Band aber auch schlecht vorwerfen, dass sie exzellentes Song-Material, Text und Musik, erstklassig vortraegt. Und … und da sind doch die Augenblicke von Größe, Thom Yorke intoniert „You and whose army“, frontal in die Kamera, Augen zu 75 % geschlossen, Mund weit offen… wir auch, vor Staunen. Jonny Greenwood kruemmt sich ueber die Gitarre, kann es selber kaum fassen, was er dem Instrument fuer Klaenge abwuergt. Bestimmt einer, der in der Pubertaet mit niemandem sonst als seiner Klampfe sprechen konnte, und seither nur noch durch sie spricht. Grosse Musik, grosser Abend.
Im Morgengrauen zum Bahnhof goennt man sich ein Taxi, der Chauffeur knoepft uns ungefaehr gleich viel Geld ab, wie wir fuers Ticket bezahlten. Ich muss mir das noch mal gruendlich ueberlegen, ob ich die Magyaren noch mit Ungarn belehe, treiben mir einen Tick zuviel Schabernack im Kronland. Trotz Taxi Zug verpasst, warten, Bier trinken, von der Security verscheucht werden, Sonnenaufgang ueber dem Keleti-Bahnhof, Monet haette sofort die Staffelei gezueckt. Grosses Licht, grosser Morgen.
gnomas - 17. Aug, 18:23 - Rubrik:
...we have the music
„Was ich eh nicht versteh' aber mag “ - Mieze Meduas & Tenderboys erster Longplayer
Wann und weshalb haben wir eigentlich aufgehört, deutschen HipHop zu hören? Man weiß es nicht mehr so genau, es muss wohl ungefähr zu der Zeit gewesen sein, als da die ersten Muschi-ficken-Atze-Respect-geben-Battleraps auftauchten und nach den blöden Neunzigern endlich wieder bleiche Jungs mit Gitarren erbaulichen Krawall machten.
Das hätte aber nicht so sein müssen, gab es doch immer und gibt es noch immer neben dem ganzen Aggromüll auch Gold über gebrochenen Beats: Mieze Medusa, wohnhaft in Wien, beispielsweise macht vor, wie es geht: von Tenderboys, man sagt da wohl so etwas wie
freshen und dennoch angenehm entspannten Beats kongenial begleitet verbindet sie flockigen Flow (sagt man das noch so?) mit Inhalten, die über die Diskussion von Geschlechtsverkehrsvariantenvorlieben und Hinweise auf die eigene Finanz- wie Schlagkraft hinausgehen, sondern auch a.) Missstände aufzeigen b.) kritisieren und c.) Alternativen vorschlagen.
Dabei gelingt der Drahtseilakt, nie ins nervige Parolenschwingen abzugleiten, sondern mit Unterstützung von Gast-MCs ein klasse HipHop-Album abzuliefern. Einblicke in persönliche Befindlichkeiten in der Schule von in etwa den Kinnerzimmers, die ja laut offizieller Historiographie die Ersten waren, die damals in Deutschland den Schritt vom tumben Übertragen der Vorbildtexte zu einer gelungenen Übersetzung in die Alltagswelt gut gebildeter wohlhabender westdeutscher äh, ja eben: Kinder setzten, stellen die politischen Anliegen in einen glaubwürdigen Kontext (realness, ihr wisst schon) und ein Netzwerk aus FreinderlInnen und BekanntInnen verschiedenster Provenienz rundet die Scheibe gediegen ab. Chapeau!
Mieze Medusa und Tenderboy - Antarktis (!records/goalgetter)
ich habe den zwang bereits erwaehnt, ungelesenes nicht wegwerfen zu koennen. andererseits bin ein vogel strauss der printmedien, was mir nicht gratis ins haus flattert oder am sa zur entnahme bereithaengt, existiert fuer mich nicht. es stapeln sich dann aber doch die wochenend-beilagen, und dann trifft es sich gut, dass ich mit dem zug gelegentlich groessere distanzen zuruecklegen muss. dann wird abgearbeitet, verb-maessig schwanke ich zwischen "zerlesen, weglesen" oder "kaputtlesen" der altlasten, am zielbahnhof darf nix mehr im gepaeck sein.
zwischendurch muss man aber auch in die landschaft starren und musik hoeren. gerne die eels, "daisies of the galaxies" ist grossartig. bloederweise passiert immer beim von mir hochgeschaetzten "sound of fear" etwas schreckliches, letztens also eine notbremsung. eigentlich will ich es nicht genauer wissen, habe eh schon schlechtes gewissen, wie konnte ich im zug nur dieses lied hoeren. im zug? dennoch entgeht mir nicht: der krankenwagen ist nach 30 min da, der leichenwagen nach 45. die verspaetung holen wir nicht mehr auf.
gnomas - 24. Jul, 22:58 - Rubrik:
...we have the music
eigentlich alte musiker: nee nee, der herr bowie hat seinen teil schon brav erledigt, man hoere sich zB thursdays child an, oder battle for britain... ursache fuer die stete bowie'sche grenzwertigkeit duerfte der wahnsinn sein, der ihm aus den verschiedenfarbigen aeuglein blitzt - und in seiner naeheren verwandtschaft das verhaeltnis 7:5 im match klapsmuehle vs suizid eingestellt hat.
und beim durchaus ehrbaren herrn waits muss gesagt werden: an bonemachine oder heartattack and vine ist er auch nicht mehr rangekommen. ob es daran liegt, dass frau und arzt ihm glaubhaft verklickern konnten, dass er die finger vom alk lassen soll. aber es waere ja auch zuviel verlangt, wenn sich jeder kuenstler zu tode bedienen muss (an was auch immer).
bei den stones sind wir dann wieder einer meinung. fuer wen hat man eigentlich den spruch entwickelt "schaut aus wie seine eigene oma"? war es jagger oder richards. koennte natuerlich auch dylan gewesen sein. und trifft auch auf iggy pop zu. beim juengsten stones-konzert in wien haben anwesende die fitness des herrn jagger gelobt, seine "sixpacks" gar. das hat meiner meinung nach mit (deren) musik genauso wenig zu tun, wie die "nettheit" der sportfreunde stiller mit der ihrigen. hingegen hat der absolut schraege auftritt des mark oliver everett schon was mit dem genialen eels-konzert zu tun. bin ich da etwa parteiisch? ach wo, eels sind halt gut.
gnomas - 24. Jul, 22:41 - Rubrik:
...we have the music
Nachlese war schon zu oft da, lasst es mich die "spaetlese" zu den nuke-trends nennen: jawoll, so ein festival hat ja auch seinen modischen impact, wenn man zuhause im stillen kaemmerlein am transistor-empfaenger lauscht, bleibt einem ja verborgen, wie der rezipient ausschaut. So war die heurige handtaschenmode (is wichtich, wie wir seid sex and the city wissen) der hellblaue plastiksack. war irgendwie nett anzusehen, wie die leute mit dieser muelltuete durch die gegend streiften, ihn zum schluss dann loswerden wollten, um ihre 5 euro pfand zurueckzukriegen, und dann den schalter geschlossen vorfanden. fies. trotz muellsaecken bin ich aber ueberzeugt, dass die traisen irgendwann als aluminium-lagerstaette entdeckt werden wird - was da so an dosen weggeschmissen wurde.
die luftgitarren waren auch sehr nett. aufblasbare klampfen, meistens fender-strat-form, mit denen das ohnehin lobenswerte luftgitarre-spielen woertlich umgesetzt werden konnte.
ein sanitaer-trend: diese kreuzfoermigen 4er-pissoirs, bei denen 4 leute, gleichsam aus allen haupthimmelsrichtungen gleichzeitig ihr geschaeft verrichten koennen. ziemlich prima, ziemlich praktisch, schlau genug geplant, dass man sich nicht gegenseitig oder selber voll macht,... aber da fiel mir doch diese stelle aus "woyzeck" ein..."lass uns uebers kreuz pissen, dass ein jud stirbt" oder so aehnlich. womoeglich haben die antisemiten die installateure infiltriert. solange wir darueber nicht genau bescheid wissen, sollten wir es mit der harnverhaltung halten, wie weiland herr de brahe.
ein weiterer sanitaer-trend: als dann alle live-bands ihr geschaeft beendet hatten, startete auf der herrentoilette ein dort eher unuebliches geschaeft: etliche lustige zappler entdeckten die "einzigartige" akkustik des lokus fuer sich, mit plastikbechern und dergleichen wurde perkussion gemacht, dazu gesungen und getanzt. so wie ich es aus der klo-grafitti im exnerhaus mitverfolge, haben homosexuelle die toilette als romantischen ort des anbandelns entdeckt. das ist mir ebenso wenig nachvollziehbar wie der partyraum-trend.
weiters geht der trend selbstverstaendlich zur illegalen droge. weil man keine alkoholika (auch keine anderen getraenke) ins festival mitnehmen darf, werden stimulantien bevorzugt, die bezueglich volumen und masse die kriterien klein und leicht erfuellen. das ist aber im billa ums eck nicht zu kriegen, festivals treiben uns in die illegalitaet, es faengt mit rauchbarem an, die beschaffungskriminalitaet folgt, wir werden an der nadel enden. na bravo, unschoene vorstellung.
gnomas - 24. Jul, 21:52 - Rubrik:
...we have the music
Der aufrechte Muslim sollte einmal im Leben in Mekka um die Kaaba ge"hadscht" sein, der Pop-Konsument sollte einmal die Pixies gehoert haben. Kurt Cobain habe "Smells like teen spirit" geschrieben, um gegen "Giantic" als besten song ever ein geschuetz aufzufahren.
Und da stehen sie dann, der ausgefressene glatzkopf in der mitte ist francis black. Mrs Murphy erinnert mit weisser Bluse und schwarzer Weste mit V-Kragen extrem an Lise Prokop. Einfache uebung, sich vorzustellen, dass Prokop bass spielt, eher unvorstellbar, dass sie dabei im mundwinkel staendig eine zigarette hat.
Und die spielen dann so die songs, genauso, wie wir sie von surfer rosa oder come on pilgrim kennen. Identisch. Aber das wollten wir eigentlich nicht wissen, dass diese musik so produziert, zumindest reproduziert wird. Uninspirierter Gig, desillusionierend.
Frank Black wuerde gut daran tun, wieder mit den Catholics auf Tour zu gehen, und dabei nicht nur alt- und uraltes material zu spielen, sondern auch mal was neues. Pixies, ein weiteres Beispiel, dass man sich als Popmusiker verdammt schwer tut, in wuerde zu altern. muss man ab 45 jazz machen? blues funktioniert auch nicht, jedenfalls nicht so wie das clapton macht. Wer hat es denn eigentlich geschafft, das mit dem altern? bowie und dylan fallen mir ein, van morrison. neill young mit abstrichen, aber die stones - fuer mein dafuerhalten - nicht.
gnomas - 17. Jul, 12:16 - Rubrik:
...we have the music
oben die u-bahn (eh schon pervers), unten das lokal, beim betreten laeuft "cannonball". wohl meine ich, das frank black sich als der faehigere nachfahre von den pixies erwiesen hat, va bei cult of ray, aber der erwaehnte breeders-song ist schon eher welt. dann spielt der dj alles, was was mit "the..." beginnt, vom kunstcollege ins pop-biz quereingestiegen ist und ungelenk die gitarre drischt. mit dem selben beat und gitarrensound (schaetzungsweise leicht angezerrte les paul), fast schon im fliessenden uebergang, ertoent iggy pop's lust for life. dann eine david-bowie-nummer auf portugiesisch, akustisch. nochwas aus der dekade, dann fine young cannibals, weiters inxs und dann wieder britpop. der dj hat extrem flott die kurve gekriegt, ohne dass der uebergang irgendwo geeckt haette, was wollte er damit sagen?
gnomas - 7. Jul, 02:22 - Rubrik:
...we have the music
Ah, verdammich, wir einigten uns ja gerade auf die Recht- und Großschreibung. Weiß man's, ob das/der/die blog scharfe s und umlaute verträgt? Und wenn wir uns noch auf die pc einigen, heißt es natürlich "weiß man/frau's". Wohlan, wenn ich alte Musik sage, meine ich nicht Scarlatti, sondern Rainy man und YMCA. Von so einer Fete komm ich grad, und natuerlich waere es naiv, sich was besseres zu erwarten, und bestimmt legt der DJ, welcher ein CJ ist, noch einen Phil Collins drauf. Aber wenn auch bei Sachen, die uns damals heilig waren, jedes major league asshole mitgroehlt, dann verleidet mir das die lust an alter musik komplett, und es widert mich so was von an, dass ich den rest meiner tage nur noch fricklige obertonmusik aus einer mongolischen enklave im karakorum hoere, von der kein m.l.a. den text noch jenseits der 1,1 promille mitgrunzt.
ich tu mir furchtbar leid hier, in diesem jammertal. ich will nur noch hoeren, was spex als den letzten schrei preist. oder jennifer rush.
gnomas - 1. Jun, 02:15 - Rubrik:
...we have the music
Jedermann weiss, wann und warum der dreissigjaehrige Krieg war, wer Baron Instetten war und wie Glenn Gould in die Tasten greift. Geht man raus, kann keiner sagen, ob diese Pflanze mit den weissen Quasteln zu den Dikotyledonen gehoert und wie sie heisst. So beschweren sich Biologen, dass ihr Fach einfach nicht in die Allgemeinbildung einging. Aber erst recht sind die Mathematiker sauer, denn in Mattes versagt zu haben, gehoert beinah zum guten Ton. Mit der Rechtwinkligdenkerei nie was am Hut gehabt zu haben edelt bei jedem Party-Smalltalk, waehrend keiner damit angeben wuerde, bei der Fuehrerscheinpruefung durchgefallen zu sein oder ein von Geschlechtskrankheiten uebersaetes Gemaecht zu tragen. Dabei ist Mathematik schon ein bisschen Koenigsdisziplin, letztlich aber Hirnwixe, wenn nicht sie nicht ihre praktische Anwendung erfuehre: in der Physik. Die taete beinah auch ein wenig zur Hirnwixe neigen, erfuehre sie nicht ihre Anwendung in der Astronomie. Die steht da noch drueber. Aber eigentlich ist die Physik schon safe. Weil zum Beispiel Quantenphysiker, ohne mit der Wimper zu zucken, Obszoenitaeten wie "die Beugung der Raumzeit" von sich geben koennen. Einer aus dieser Gilde, Hugh Everett, hat nicht nur mit Einstein korrespondiert, sondern auch etliche Science fiction Serien inspiriert. Everett's Sohn Mark war weniger geschickt auf dem Gebiet der Physik, er begeisterte sich fuer Musik und gruendete, nein er ist die eels (das jedenfalls sagt die eels-hagiographie). Man darf also nicht ohne Grund fragen: steht die Musik ueber der Astronomie? (Irgendwo biegt die Astronomie ja auch ab in die Kosmologie, welche in die Philosophie uebergeht, womit sich die Katze in den Schwanz beissen kann... ). Juengst wurden die Beatles gelobt, wahrscheinlich, weil sie mit Sergeant Pepper das Genre "Konzeptalbum" erfanden. Gibt's ein besseres als eels' "beautiful freak"?
Am 4.7. spielen die eels in Wien, und was mich von Euch unterscheidet: ich habe eine Karte. Und das wird sich auch nicht aendern, denn: ausverkauft. Freilich. Ja was soll ich denn jetzt tun, mir die Haare raufen, in schlechtem Gewissen zerfliessen? Nein, ihr spuelt ja auch nicht eure creme brulee in den abort, nur weil in Aethiopien gehungert wird. Bin xpannt, was Mark Everett serviert, dass aale die heftigsten reaktionen ausloesen, beschreibt ja schon Grass in der Blechtrommel.
gnomas - 30. Mai, 23:09 - Rubrik:
...we have the music