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Montag, 21. März 2005

"es gibt keine staaten ohne namen" (niklas luhmann)

im dem magazin für popkultur, das ich in meinem nächsten leben dann machen werde, werden ja sämtliche rezensionen ohne kenntnis des rezensionsgegenstandes geschrieben werden, maximal ein paar rezensionen wird man lesen dürfen, und die dann besprechen. um einen ersten schritt in die richtung zu gehen, und weil der herr creekpeople sein resort derzeit so stiefbemuttert, hier also die von jedem germanisitikprofessor stets angeprangerte totsünde einer kurzrezension, obwohl ich erst circa auf seite 140 bin, weil immer sonst so viel quatsch dazwischenkommt.

die verbrecher machen nämlich zwar nicht ganz billige, aber schöne bücher, und deren eines und nicht schlechtestes (um auch einmal eine nina-proll-anspielung zu machen) ist phonon (oder der staat ohne namen) vom ehemaligen spex-könig dietmar dath. die spex (manche sagen auch das spex, habe ich gehört, wichtig ist aber, dass man "schpex" sagt und nicht "spex") ist ja so wie fm4, man kann sie lieben oder hassen, aber sie ist eben da, mehr als alles andere. dietmar dath tut wie jeder vernüftige mensch natürlich beides, und hat sich nicht die mühe gemacht, irgendwas zu verschlüsselromanen bei seinem kleinen, schnellen hass-roman darüber, wie es ist, wenn man sein versagen nicht länger überzeugung nennen kann, aber doch irgendwie stolz darauf ist, seine leidenschaft auf etwas, das viel größer ist, als wir verstehen können, verschwendet zu haben. nach 1945 wurde in deutschland die monarchie wieder eingeführt, merkwürdige religiosität, mystik, geister, dämonen, blendwerk, lügen und roboter prägen das land, die schnittstelle zwischen technik und poltik wird verhandelt, köln ist soundso klasse und auch unmotivierte splatterszenen und seitenlange mathematisch-philosophisch-subkulturelle theorieexkurse gibt's. man will zwar zerstören, kommt aber nie um verstehen herum und dazwischen schwingt ein ganz angenehmes angry-young-men-gefühl und sehr viel erschöpfung. also: vier sterne bei niveau, spannung, action, erotik und spaß.

dath, dietmar: phonon (oder der staat ohne namen), verbrecher verlag, berlin, 2004.

Freitag, 25. Februar 2005

Gewissensentscheidung

Interessensfrage: Wenn ihr die Wahl hättet, ab jetzt nur noch einen der beiden Schriftsteller zu lesen, für wen würdet ihr euch entscheiden:

Leopold Ritter von Sacher-Masoch
oder:
Marquis de Sade
(Amazon lässt mich nicht suchen, also keine Links)

(Ersteren gestern vor dem Einschlafen gelesen und trotzdem nicht von Pelzmänteln und Marmorstatuen geträumt - beruhigend.)

Montag, 21. Februar 2005

Condolences

Und wieder einer der Guten dahin.

Freitag, 11. Februar 2005

Diskutieren, ach nee, Lyrik ist besser als Ficken

(I forgot 59 times a minute that I loved you while I read this book)

Man würde sich zwar eigentlich lieber die Finger abhacken, als auf einen schon bei der Süddeutschen vorbeigefahrenen Zug aufzuspringen, aber ich habe es sowieso vorher schon gewusst. Außerdem dachte ich, endlich mal ein Buch, das mir gefällt, das ich nur vom Riesenstapel am Eingang der großen Buchhandelsketten zur Kassa schleppen muss. War denn aber nur ein Einziges da, drum, so viel Sendungsbewusstsein muss mensch haben: Adam Green hat das On The Road unserer Generation geschrieben und Thomas Meinecke hat zufällig auch Gedichte geschrieben, die damit nichts zu tun haben, aber im selben Buch erschienen und auch saulustig sind. Also kauft das gefälligst, das ist besser als Baudelaire. Ihr müsst den ganzen Quatsch von Folksängern, Chex Mixes, toten Vögeln, Mösen und Drogen doch auch nicht lesen aber nehmt es überallhin mit und lasst es posermäßig rumliegen, dann bekommt ihr viel Geld, Candy und schnuckelige Indieboys oder geile Weiber mit dicken Titten, was ihr halt gern habt, und die Welt wäre irgendwie schicker. P.S.: Es kommt auch viel Ficken vor. P.P.S.: Don’t dare and overlook the talent of Kimya Dawson.

Adam Green – magazine (Aus dem Amerikanischen von Thomas Meinecke) Suhrkamp (2005) 122 Seiten, mit vier leiwanden s/w-Collagen des Autors.

Montag, 17. Jänner 2005

Wir werden schon noch handeln

Thomas Meinecke hat ein Buch über sein Plattenregal und ein paar Bücher, die zum Abstützen der Platten an Rand liegen, geschrieben. Es hat mir nicht gefallen, langweilig. Aber ich bin selber schuld. Weil: die Idee ist ja super, und gar nicht so schwer zu verstehen, er erklärt sie eh dauernd:

"die strukturelle Ähnlichkeit zwischen meinem Schreiben und der Musik wäre das Plattenauflegen, wo man über ein paar Stunden ein Set hat, das man vorher niemals wirklich planen kann. Man nimmt sozusagen einen Pool an Tonträgern mit, ist sich aber am Anfang noch nicht bewußt, in welcher Reihenfolge die dann zum Einsatz kommen werden, weiß aber, dass die sich zueinander irgendwie verhalten." (im Standard, 8.Okt'04, linken geht schon wieder nicht.)

Im Plattenkoffen für das 370 Seiten-Set Musik steckten dann wohl die neuesten Culture-Studies-Platten, viel alter Jazz, der neueste R'n'B und 'n büßchen House, und an den leisen Stellen quatschen die Leute die Nachrichtenhitparade von '01/'02/'03 (oder wann das alles war, vergißt man ja so schnell) rein. Altmodischen Unfug wie Handlung (JungsBierUndSchweißRock) oder Figuren (HippieGesäusel) gibt's zum Glück auch nicht mehr, dafür hat der Diskurs ein paar Es zu viel eingeschmissen und schwingt das Tanzbein, dass einem schon so um Seite 20 herum schwindlig wird, während man noch vorsichtig an der Bar sein erster Bier anbricht und der TextSound die Lautsprecher dekonstruiert. Meinecke läßt's krachen, mal ganz normal gesagt. Nur vom Flyer her also die Party des Jahres.

Für die Dummköpfe, die das nicht verstehen und ihre gute alte ehrliche Wettendaßrockmusik wiederhaben wollen, ist sogar noch eine Gebrauchsanleitung dabei. Seite 335 sagt der eine Diskursknotenpunkt Kandis in einem Interview über ihr Schreiben "Es gibt eine vage Vorstellung vom Sound, einer Ästhetik, die sich beim Schreiben, das bei mir in erster Linie eine Mitschrift ist, entwickeln könnte. Aber einen Plan darüber, was passieren könnte, besitze ich nicht. Der analytische Schnitt, nennen wir ihn Querschnitt, den ich für meinen nächsten Roman angelegt habe, könnte auch von einer Suchmaschine vollzogen werden. [...] Am Anfang stehen meine Leute, logisch, immer ein bißchen wie zu früh gekommene Partygäste im Text herum. Aber schon bald stellt sich, unter dem Eindruck der täglich von neuem andrängenden Gegenwart, die ich ja eigentlich protokollieren will und die ja stets alles absolut unvorhersehbar mit sich reißt, ein narrativer, sagen wir: Lufthauch ein."

Ja, gut, klar, geil. So und nicht anders soll ein Roman '04 wohl auch funktionieren. Und anfangs ist das auch geil und interessant, wie Musik hier kracht und die Theory den Tinnitus auffrischt. Aber irgendwann brummt der Schädel und man deckt an Heimgehen und wünscht sich, dass man doch weniger getrunken hätte, oder dass vielleicht doch mal was passiert auch in dem Buch. Oder dass vielleicht doch einmal eine Figur vorkommt. Is aber nich.

Dabei würde man dem DJ nach Tomboy eigentlich ohnedies alles durchgehen lassen, hat sich ja so auf den Abend gefreut. Da ging das doch auch, da habe ich das ganze Buch durchgetanzt, damals auf der irren Bahnfahrt von Wien heim.

Aber diesmal habe ich mich zwar bei jedem Gähner geohrfeigt, weil ich ja gewußt habe, es ist gut, aber es war halt trotzdem langweilig. Aber eben selber schuld, habe es ganz spießig von vorne bis hinten durchgelesen, und immer alles verstehen wollen, dabei wäre das sicher viel lustiger zum immer beliebig aufblättern, ein Kapitel lesen und woanders weiter. Sich seine eigenen Tracks aus den TextBeats basteln. So war das wie ein Ausgehabend bis um 8 Uhr morgens ohne eine Schluck zu trinken. Naja, selber schuld.

(Aber das magazine kaufe ich natürlich trotzdem, so viel ist sicher, da kann es Suhrkamp gar nicht unsympathisch genug bewerben.)

Jedenfalls, Musik, ein Buch wie ein Ausgehabend, der niemals endet. Wird, was man draus macht. Also bitte selber Jugend verschwenden, viele Drogen nehmen, lesen und beurteilen.
Meinecke, Thomas - Musik (Suhrkamp).

Mittwoch, 5. Jänner 2005

Geh doch nach Berlin...

Heute endlich, nach langem Kampf, "Neue Vahr Süd" von Sven Regener fertig gelesen. Langer Kampf soll ja nicht heißen, dass es nicht Spaß gemacht hätte, doch 57? Seiten sind für einen langsamen Leser wie mich eine Zumutung - man weiß es gäbe Wichtigeres, aber jetzt hat man schon angefangen. Trotzdem: Dass das Prequel (pfui, hässliches Wort) des ebenso amüsanten, wie erfolgreichen Wende-Romans "Herr Lehmann", seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen kann, war schon nach den ersten hundert Seiten klar. Regener entpuppt sich zwar als durchaus talentierter Arrangeur, doch sein Blick auf die Jugend des Herrn Lehmann gerät eher zu einer Vorlage für eine Vorabendserie a la "Berlin Berlin" - Nur eben in Bremen. Immerhin, und das ist ja schon was, wird aber wenigsten eine fesselnde Serie draus. Regener stellt sein Figurenensemle sehr ansprechend in seinem Kosmos von Bremer Kneipen und Substandardwohnungen auf, kleistert das entstandene Handlungsgerüst mit flockigem Plauderton zu, so dass der Leser schon bald heiter grinsend im Matsch herumspielt. So entsteht zwar ein hochwertig kurzweiliges Unterhaltungsbuch, aber nur bedingt Tiefgang. Die Mauer kann eben nicht zwei Mal fallen.

Donnerstag, 30. Dezember 2004

Mucker sind strukturelle Wirkungstrinker

Im naturgemäß (selbst für eingefleischte (ha!) Fans) sehr zu empfehlenden Erstling "Fleisch ist mein Gemüse" des großen Strunkers (wie Schamoni bei RoRoRo, dem heimlichen KiWi-Nachfolger) erwirbt sich Heinz Strunk Aufnahme bei und Respekt von der Muckerband Tiffanys durch ein Saxsolo zum Stück "Blue Suede Shoes" in der Version von Paul Kuhn (mir ante google weder Originalversion noch Interpret der deutschen Version geläufig, aber gut). Textprobe:

"Sie sind erstens sehr teuer, zweitens ganz neu, und drittens trägt so was kein anderer Boy ... blaue Wildlederschuh."

Paul "Paulchen" Kuhn also neben seinem bekannten Gassenhauer "Es gibt kein Bier auf Hawaii" auch ein früher Kritiker exzentrischen Fußkleids, wer hätte das gedacht.

Daneben lernt man in Fleisch ist mein Gemüse auch, dass der Mensch eben kein Beilagenesser ist, was oft als Erkenntnis eines ganzen Jahres ('91) hinhalten muss. Und dass Mucker eben strukturelle Wirkungstrinker sind. ("So saßen wir auf dem Sofa und tranken, sie wenig, ich viel, wie es sich gehört.") Das ist alles sehr traurig, und leider größtenteils wahr.

Sehr schön auch die Kapiteleinteilung in Jahre, '85-'97. Das bestätigt/widerlegt jede aus unnachvollziehbaren Gründen gegebene persönliche Jahrespräfrenz wunderbar. Wobei sich mein schon länger schwelender Verdacht erhärtet, dass zb '86 komplettes Drecksjahr, '87 wieder Glanz und Gloria, ab '88 nur mehr Elend (Stichwort: Flanellhemden).

Es sollte jedenfalls jeder Geburtsjahrgang von '65 bis '95 dieses Buch lesen bitte, dann wäre alles besser.

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