Sonntag, 18. September 2005

sonntag ohne nachdurst

archiv
vor dem kleiderschrank wieder eingefallen: einer meiner ersten texte war eine apologie des pullunders. der text benützte schon damals - ohne es zu wissen und ohne dass ich das damals so nennen hätte können - eine der besten textstrategien überhaupt, die mit "freude an der apodiktik als prinzip" behelfsmäßig ganz gut bezeichnet ist. eigentlich ging es dem text, so weit ich mich erinnern kann, ohne das explizit zu nennen, um eine heute verschwundene, also vernachlässigbare band, die ich damals aus falschen gründen (aus einem naiven rock-dispositiv heraus kritisierte inauthentizität, fehlende indie-credibility und dass sie dazu in der disco auf dem blöden maturaball eindeutig eher mit ihm als mit mir tanzte. letzteres war übrigens auch der grund für meine jahrelange und ebenfalls richtige, damals quasi-prophetische redhotchilipeppers-ablehnung) richtigerweise ablehnte, deren einordnung in die gut/böse-dichotomie damals aber ideologische schwierigkeiten bereitete, weil die irgendwie doch rockten, und eine band, die den mädchen gefällt, immer recht hat. jedenfalls trugen die pullunder und waren das aktuell hassenswerteste, was es überhaupt gab, und daraus kam die idee, in dem text die irrwitzige behauptung aufzustellen, pullundertragen sei ok und schwächen in der argumentation durch überzogene entschiedenheit im tonfall auszugleichen. der beste clou war dabei die schamlose heranziehung eines arguments aus dem mutter-dispositiv(!): pullunder seien praktisch. ich habe dann auch tatsächlich ein halbes schuljahr lang pullunder getragen. der text war ein mail an p., der ich damals häufig kurze traktakte, den weltzustand betreffend, mailte. manchmal bereue ich es doch, damals vor dem festplattencrash keine sicherungskopien gemacht zu haben.

theorie
am sprachsalz wieder einmal mehr die richtigkeit der falschheit bewundert, text seiner schönsten schönheit, der körperlosigkeit, zu berauben. die einen autorinnen haben mir dann so gefallen, die anderen so. herrlich v.a. das festivalphänomen: im anderen saal ist es immer besser (die kleine bühne ist immer besser). column mccann hat bei seiner zweiten lesung, zu der ich zur mitte erst von christoph w. bauers wie immer identischen aufstummen-lesung (nein, er redet, wenn er nicht liest, nicht so, leider) einen sehr guten text vorgelesen, die figuren haben darin viele zigaretten schnell geraucht. heute beim nobelpreisträger bin ich daheim geblieben und habe ein buch gelesen.

welt
davor, danach und immer und zum frühstück goetz' hirn gelesen, herrliche zeit, '83, '84, '85.

praxis
am weg zu g. dann gedacht: zu zweit allein sein sollte man können, dann gespräche über blabla, dann in die pmk, wo ein plakat mit der aufschrift "antikapitalismus irgendwas" hängt und die s alle dollarzeichen sind. am damen-wc sind neue und wie immer witzigere sprüche. die vier kunststudentinnen aus vier nationen der vorband "nista nije nista" sind genau den einen tick zu arty in ihrer kaputtdekonstruktion von allem, was popsongs sind, dass es wieder ins konzept-muckertum ("bei uns gibt es keine frontfrau" verrecke) umschlägt, aber zumindest zum nachdenken ist der krach herrlich und so gnadenlos sympathisch sind sie auch noch, dass man direkt mitspielen möchte auf den singernähmaschinen, mausefallen mit äpfeln und dem ganzen rest. zu ann shenton (alles richtig: schnell, laut, oldschool-moogs) denke ich unfug über momente der wahrheit und dass man das bloggen können müßte. danach ist blöde auflege und ich rufe t. an und die ist noch nebenan unterwegs mit l. und b. und findet später auch, dass alles in dem herbst blöd wird, und das ist es wohl auch, was ich an ihr so mag, affirmation. die bourdieuausstellung heute erwartungsgemäß enttäuschend, nur die leute, die sich das angeguckt haben, waren gut, v.a. die, die sich stundenlang ernsthaft des interview mit ihm angeguckt hat, während ich ihre spiegelung im fernseher angeguckt habe.

auchwelt
die große frage ist jetzt, kommt die große oder doch die ampel. die große frage ist jetzt, warum ist wahlfernsehen so gutes fernseh-fernsehen.

Trackback URL:
https://creekpeople.twoday.net/stories/986143/modTrackback

creekpeople - 19. Sep, 16:36

Geil - die neue Rubrik. Ich glaube, da gibts kein besseres Wort. Hat eindeutig gefehlt.
Und auch schoen: Deutsche Wahl im franzoesischen Radio: Schroeder ist der eigentliche Sieger ("pour moi, Merkel, ça c'est fini" - auch wenn ich nicht sicher bin ob jetzt beim part passé nicht was fehlt... jedenfalls: Sense) und dann die wunderbaren Versuche, dem franzosischen Radiopublikum klar zu machen, wie man sich in etwa eine grosze Koalition vorzustellen hat (der genaue Wortlaut faellt mir jetzt nicht mehr ein, aber: "das waere ja fast so, als haette man Sarkozy und einen anderen Boesen in EINEM Ministerium" - offensichtlich unvorstellbar)

assotsiationsklimbim - 19. Sep, 16:42

gut ist auch "jamaika-koalition", knapp gefolgt von "schwampel".

We are ugly but we have the music

Blog für (Lebens-)Kunst und andere Eigenwilligkeiten

The ones with the sorest throats:


Animal Collective
Merriweather Post Pavilion

Malajube
Labyrinthes

Aktuelle Beiträge

2016
ist hier
mauszfabrick - 6. Jän, 19:43
2013
ist hier.
mauszfabrick - 9. Jän, 15:31
2012
Ist hier.
mauszfabrick - 8. Jän, 15:08
Hi
Die wohl nicht nur für dieses Weblog wichtigste Band...
mauszfabrick - 9. Jän, 20:50
2011
Wie schon 2010 gibt es auch 2011 hier nur die Liste...
mauszfabrick - 29. Dez, 17:30
Announcing DSCI
Es sei darauf verwiesen, dass ich als Prokrastinationsprojekt...
assotsiationsklimbim - 5. Sep, 10:28
kannst oder willst du...
kannst oder willst du mich nicht verstehen? die antwort...
mauszfabrick - 14. Jun, 16:01
die guteste aller zeiten
wie ist das nun, wenn die popkunst IMMER die guteste...
gnomas - 14. Jun, 10:33

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 7060 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 6. Jän, 19:43

Credits


...we have the music
...while scribbling my poetry
Arbeitsgruppe Blogetristik
blogosphere bizarre
Exposition
feel more like a stranger each time you come home
Gesellschaftsverfehlungen
guck doch nicht hin herzchen
gute woerter
hide behind these books i read
I think my spaceship knows which way to go
nicht-redaktioneller teil, dennoch unbezahlt
Seemann, lass das Traeumen
Soma
Text ohne Reiter
weltzustand
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren