Mittwoch, 5. Oktober 2005

jeder text ist wie ein messer / ein gebrauchsgegenstand

es ist immer noch zeit, verworren-überkandidelte manifeste zu schreiben, die gewissheiten verteidigen, die unsere grosseltern (punk, sounds, die jahre `82 bis `84) schon errungen haben.

unsere eigene rezeptions- und produktionserfahrung im zeichenkampf mit halb verdauten brocken älterer französischer theorie im magen hat uns verspätet aber doch gelehrt, einem naiven kulturparadigma entnommene konstrukte wie "das autonome subjekt", "der unverfälschte ausdruck", "das gefühl" und "die authentizität" zu verwerfen.

unsere daraus resultierende heilige pflicht ist es, verstehen zu wollen, warum uns im innersten berührt, was uns im innersten berührt (ein hilfs- und arbeitsausdruck aus dem alten, nicht länger geglaubten weltverständnis zum besseren verständnis unseres eigenen unverständnisses). die analyse tötet "das gefühl" (an das wir nicht glauben, das uns aber beherrscht, s.o.) nicht, sie ist aber notwendig, um zur wahrheit zu gelangen. die wahrheit ist unsere freundin; sie ist furchtbar und schön. die wahrheit ist das erkennen dessen, was der fall ist, hier und jetzt.

darum ist "das gefühl" schwäche, darum ist "das buch kann ich nur in der stimmung x lesen", "der film erinnert mich so an y, darum gucke ich ihn mir so gerne an", "die sagen auf der platte genau das, was ich fühle, aber nicht ausdrücken kann" abzulehnen.

eine welt- und zeichen-versteh-maschine müssen wir dagegen sein, tränen höherer rührung werden unser lohn sein, denn die welt ist größer, schöner und grausamer als das gefühl. unser ziel ist die herrschaft über die zeichenwelt, das verständnis von welt unser krieg, unsere waffen die leidenschaft, die vollständigkeit und das jetzt.

darf man nun sich zu den falschen popsongs küssen(1)? darf man nun erwiesenen schrott gut finden? darf man nun auch einmal fünfe gerade sein lassen und zur falschen musik tanzen? darf man sich nun wieder auf die langweilige, alte ironie-beliebigkeit (so gut, dass es schon wieder so schlecht ist, dass es schon wieder so gut ist, dass es schon wieder schlecht ist etc.) zurückziehen? ja, ja, ja(2) und nein. wir dürfen alles mit den zeichen machen, die wir besitzen, aber wir müssen immer wissen, dass jedes zeichen nur einmal oder keinmal benützbar ist, dass unsere einzigen waffen erstumpfen, wenn wir sie im heiligen und lächerlichen kampf für die wahrheit mit heiligem und lächerlichen hass gegen unsere feinde (die anderen, die wechseln, aber die es gibt) nicht für das gute verwenden, für den ernst, gegen das leben.

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(1) ich kann mich nicht mehr an die musik erinnern, die bei meinem ersten kuss gelaufen ist, nicht an die bei meinem letzten. wir dürfen uns zu den falschen popsongs küssen, wir dürfen überhören, dass der song einen selbstmord erzählt; ihr dürft es nicht. ihr versteht unseren ersatzkampf nicht, weil euch die notwendigkeit dazu fehlt. wir müssen alles alles alles gelesen haben, ihr habt inzwischen spaß. wir möchten nicht in eurer jugend leben, euch zu sehen, wie ihr euch zu den falschen popsongs küsst, gibt uns die kraft, die wahrheit zu suchen.
(2) denn erst die ausnahme gibt dem ernst die würde. ernst ohne ausnahme ist falschheit im wahren.

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arbeitsfragen:
1.) was will ich euch damit sagen?
2.) schafft jemand einen noch pathetischeren manifest-tonfall?

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