Dienstag, 13. September 2005

schreiben über pop

thomas venker, könig des besten speximitats "intro", hat seine gesammelten besten intro-texte und was sonst noch so anfiel zu einem erstaunlich unbemüht wirkenden organischen ganzen namens "ignoranz und inszenierung" kompiliert, das den blick hinter die kulissen des deutschen popjournalismus wagt. in vier kapiteln folgen thematisch geordnete interviews/sonstige textchen, jeweils von in die thematik einleitenden essays eröffnet. venkers anliegen einen guten (d.i. verknüpfung von pop- und gesellschaftlichem diskurs anstrebenden) musikjournalismus zu propagieren, wird geräumig platz eingeräumt, sein grunddenken "ja, aber" (ja, man kann guten musikjournalismus machen, aber es wird halt immer schwerer. ja, man darf seine eigene interpretation und subjektivität einbringen, aber was die band sagt, muss man halt auch beachten...) bleibt dank mantraartiger einbläuung auch irgendwann hängen. mit dabei sind u.a. moby, bowie, tocotronic, björk, radiohead und eine lesenswerte kurze einleitung in die geschichte des popjournalismus. alles in allem wie die intro: ein bißchen "ja, aber", nicht lebensnotwendig, aber gut gemeint und gut gemacht.



thomas venker: ignoranz und inszenierung, ventil, 2003, 252 seiten und ein schönes cover feat. jarvis cocker



julie (was macht eigentlich heute?) burchills poptextkompendium "julie burchill über diverse sachen" gibt einblick in fremde und dunkle kulturen der vorzeit (die ja momentan zu zitieren nicht ganz unangesagt ist), was für spätgeborene zwar nicht immer leicht zu verstehen, aber sehr lustig ist. keine ahnung, wer die leute alle sind, gegen die sie da dahinschwadroniert, aber sie macht es gut, und wahrscheinlich waren es auch die hassenswerten. ein leichter touch kulturpessismus (spießige antipophaltung, method-acting-schmähung) und antiamerikanismus vergrätzt das lesevergnügen zwar ein bißchen, aber das "muss man wohl aus der zeit heraus verstehen".



julie burchill: über prince, pop, elvis, kommunismus, madonna, hausfrauen, annie lennox, feminismus, michael jackson u.a., kiwi, 1987, 207 seiten, kein link zu kiwi, weil die sie nicht neu auflegen



diedrich diederichsens "freiheit macht arm" muss sich auch nicht kaufen, wer in den frühen neunzigern brav die richtigen zeitschriften gelesen hat, die anderen können es auch nicht, weil vergriffen, die leihbibliothek um ihre ecke führt jedoch hoffentlich dieses kleinod der popschreibe. 9 verschiedenste themen, die gerade anlagen, werden in 9 aufsätzen mit einer apodiktik traktiert, wie sie eben nur der chef persönlich hinkriegt: die spex-analogie (x verhält sich zu y wie a zu b), pop, politik und "was in all meinen büchern steht und auf allen platten drauf ist, die ich je gehört habe, nebst dem, was ich alles dazu denken kann". am besten hat mir der vorletzte aufsatz über das kollektive wissen von 1984 gefallen: "ganze abende wurden damals mit dem zurufen von namen verbracht: wer ist besser, elfriede jelinek oder marlon brando, george a. romero oder jean jacques burnel, sempè oder der pyrolator, käptn nuss oder roy lichtenstein...". oder wie sagte man doch früher mal: gehört in jede gut sortierte hausapotheke.



diedrich diederichsen: freiheit macht arm. das leben nach rock'n'roll, kiwi, 1993, 283 seiten

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