Donnerstag, 28. Juli 2005

weingartner für fortgeschrittene

zu andreas maier, dem wie schon bemerkt best angezogensten (zusammen? auseinander?) autor der heurigen tage der neuen deutschsprachigen literatur, meinte eine kommilitonin mir gegenüber nach seiner lesung, mir gefalle sowas eben, ich sei doch so. der himmel weiß, wie sie das genau gemeint hat, aber es stimmt.

andreas maier fackelt in seinem neuen roman "kirillow" (ja, dostojewski, sie können sich jetzt wieder setzen) nicht mit kleinkram herum, es geht in aller größenwahnsinnigen bescheidenheit um wahrheit, um wahres und richtiges leben.

ein paar exempelfiguren und diverses nebenpersonal, studenten in frankfurt und ein paar merkwürdige russlanddeutsche, suchen, verzweifeln und finden in selten momenten völliger klarheit (vollrausch) ihre wahrheit. auf 350 seiten also ca. 3 monaten machen sie natürlich nichts außer herumtreiben, tagedieben, trinken und eben immer nur reden. weil es im valschen kein wahres leben geben kann, wie ein anderer vor ihnen schon gewußt hat, können die, die "sich gar nicht kontrollieren wollen, weil das für sie wahrheit ist" nur erkennen, dass sie "immer im falschen sein müssen, weil sie selbst das falsche sind" nur "gar nichts machen, das ist das einzige, was man tun kann." letztlich suchen sie halt einen sinn, in dem, was sie nicht tun, oder eben jemand für zungenküsse oder zum ficken.

ein roman also wie es sein soll: keine handlung, nur ideen und t-shirt-sprüche (und was für welche).

die wahrheit lässt sich nicht sagen, sie ist lächerlich und pathetisch. "sie langweilt, weil sie jeder weiß. deshalb ist sie ja die wahrheit, weil sie jeder weiß." darum muss das auch so merkwürdig erzählt sein: man bekommt immer für ein paar seiten innensicht in eine figur, die dann ihre wahrheit erklären will, die sich aber nicht sagen lässt, die dann also immer falsch ist, und so kommt nur schwachsinn heraus. die eine figur verzweifelt daran ("man ist nur dann ein mensch, wenn man es nicht aushält.") und verzweifelt noch mehr am nicht-verzweifeln der anderen, die andere ist schon früher verzweifelt ("hat ihren frieden gemacht" nennt man das). man tut also wieder so, als hätte man sich die frage nie gestellt, wie das gehen soll, ein richtiges leben. das verhalten der anderen figuren erscheint auch immer nur krank und rätselhaft, wie es eben ist. da widmet man sich lieber wieder "beliebigen gesprächen zwischen befürwortern und und gegner der einen oder anderen gesellschaftsform".

oft reißen die gesprächsprotokolle dann auch einfach ab, man muss es nicht noch genauer vormachen, es kommt nur mehr blablabla, "das ist die ideale übersetzung von etcetera. man müßte immer sagen: taxifahrer etcetera, der und der etcetera, und dann hätte man die welt in ihrem gerede, in ihrem blablabla, kurz: in ihrem zustand.

maier, andreas: kirillow, frankfurt am main, suhrkamp, 2005, 349 seiten.

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