Dienstag, 29. März 2005

walk you home

am samstag nach dem konzert hat a. uns gefragt, ob wir auch die ganze zeit über ganz andere dinge nachgedacht haben während dem konzert, und g. und ich habe beide ja gesagt. a. hat darüber nachgedacht, was sie in ihrem testament schreiben würde, aber auch andere dinge, ich habe mir überlegt, wie schön und logisch die popmusikgeschichte doch verlaufen ist, und wie gut es ist, gerade jetzt in der geilsten popmusikzeit aller zeiten zu leben und an was g. gedacht hat, hat sie nicht gesagt aber ich kann's mir denken.

ich finde - wie auch das ideologie-ministerium - nicht, dass es schlecht ist, wenn man während einem konzert großartig nachdenken kann. bei der vorgruppe fendt (link ist zu hinweisseite auf andere station der selben tour, runterscrollen und kurze band-bio lesen oder selber was besseres über sie googeln) aus darmstadt (hat a. verstanden) bzw. traunstein (habe ich verstande) war speziell der sänger sehr schön und da speziell der blick, mit dem er einen getötet hat, dessen handy bei einer leisen stelle losgegangen ist. für eine vorgruppe, deren aufgabe es eigentlich nur sein sollte, durch die eigene schlechtigkeit den kontrast zur hauptgruppe hervorzukehren, sind fendt eigentlich zu gut, der sänger hat große popstarqualität und die lieder sind so einfach sie sind, auch klasse, aber ich war leider zu geizig ihre cd zu kaufen, kann es also nicht beweisen, aber wenn der schlagzeuger besen verwendet, hat die band sowieso schon gewonnen.

savoy grand, die masters of pop melancholia, mischen melancholie ganz gern mit traurigkeit und trauer mit schmerz (um auch einmal die gute, alte kochrezept-metapher zu verwenden). live haben sich sich auf das gute, alte leise-laut-leise verlassen, das funktioniert immer. und textzeilen, die im fall von savoy grand sowieso traurig, also wahr sind, werden natürlich immer noch wahrer, wenn sie zehnmal wiederholt werden und dann im zehnminütigen gitarrengeschrubel und bassgedrönse im kopf wiederhallen. und dann nimmt man noch einen schluck bier und hat noch zehn weitere soundgewitterminuten, um über die dinge nachzudenken, die halt gerade wichtig sind. kein song unter zwanzig minuten, und ein bassist wie ein mormone, der oft zehn minuten reglos auf der bühne rumsitzt, wenn er nicht gebraucht wird. (beim abbauen hat er auf der bühne ein buch gelesen, habe aber nicht gesehen welches, der sänger ist inzwischen backstage bei einem gläschen rotwein gesessen und hat traurig ins leere gestarrt. the band doesn't sound half bad, hätte ich ihm sagen sollen, nicht if the audience are quiet they like you, otherwise they'd have talked very loud.)


am sonntag spielten dann die schwarzkünstler und offiziellen bohemia-staatsatanisten phail, lowtzow, zank und müller (von links nach rechts) das bisher beste konzert, das ich von ihnen miterleben durfte, was insofern, als dass sie eine miserable liveband sind, nicht weiter schwer war. es waren mehr alte leute da, als ich gedacht hatte, und kaum junge leute. die alten lieder haben komischerweise auch nicht gestört, es war ein harmonisches ganzes, also wurde den göttern des nichtwissenwodagegenseins ein götzendienst gefeiert, der eine art hatte.

bier, schweiß und tränen flossen in strömen, eine wand aus bierdosen und blut empfing die vier wiedergänger, gegen das inferno im publikum erblassten boschens und dantes höllenschilderungen, ein glänzendes fest des rausches und exzesses gipfelte in rituellen menschenopfern und dem verzehr der noch warmen, dampfenden gedärme. im laufe des abends verwischte die grenze zwischen traumhafter ekstase, mysthischer wahrheit und dem, worauf man sich behelfsweise sonst als wirklichkeit einigt, weil es die sachzwänge erfordern, denen tocotronic gerade jetzt, wo allerorten vernunft eingefordert wird, die faustwatsche des wahrhaft erhabenen, großen und schönen, die heilige wut des kaputten, versponnenen und widersinnigen entgegenhalten. es ist einfach prog-rock-musik.

Trackback URL:
https://creekpeople.twoday.net/stories/596597/modTrackback

creekpeople - 29. Mär, 16:43

Wer falschen Götzen huldigt...

Auch wenn ich mir geschworen habe, kein weiteres Wort zu den Baal-Widdern von Tocotrinic zu verlieren, sei es hier in leiser, schriftlicher Form doch noch getan, in bester Wittgenstein-Manier:
1. Wer ein v. zwischen Vor- und Nachname hat, kann kein guter Mensch sein.
1.2. Dirk von Lotzow kann kein guter Mensch sein.
1.2.1. Irgendwann hat man gedacht er wäre einer.
1.2.2. Er ist es nicht.
2. Man soll keine Götzen im selben Eintrag mit guten Menschen verwenden.
2.1. Das Savoy Grand -Album ist gut.
2.1.1. Menschen, die gute Alben produzieren, sind gute Menschen.
2.1.2. Man soll nicht Savoy Grand in einem Eintrag mit Tocotronic erwähnen. (vgl. 2.)
quod erat demonstrandum

assotsiationsklimbim - 30. Mär, 10:45

nachtrag:
es gibt wahres in falschen texten (im unterschied zum schon einmal verlinkten herrn fluch zwei reflexionsebenen von der wahrheit entfernt und damit ungewollt schon fast wieder richtig. fluch dagegen nur einen gedankenschritt nicht geschafft, also ganz valsch.)

mehr sag ich da ma eben gar nich zu herr quoten-creekpeople.

Fricko - 4. Apr, 19:18

savoy und fendt

Tja da kommt man von der tour heim und am nächsten tag dursucht man
doch gleich das netz über uns (fendt)leider noch nicht so viel aber überraschendes auf alle fälle dabei..
Wir kommen aus traunstein also richtig gehört...darmstadt ist falsch.
das mit dem handi klingeln ist wirklich sehr ärgerlich sowas...
denke erreichbarkeit hat auch seine grenzen und es gibt ja auch noch die lautlos einstellung!hab ich so schlimm geschaut? naja hatte auch recht,oder..
Haben in Kassel erst erfahren das wir Innsbruck mitspielen können was uns auch gleich riesig gefreut haben weil es unser erstes Austriakonzert war...eigentlich seltsam weil wir ja so nah zu euch wohnen...
Dort angekommen waren wir ein bischen verwirrt weil es ganz anders war wie die tage davor.....so wenig leute und der club halt auch ganz anders aber es war überraschend spaßig...mußten leider so früh fahren weil unser schlagzeuger heim wollte... ich wär ja schon noch gern geblieben...weil alles sehr nett war..zwar hat uns der haustechniker unseren outro einfach runtergedreht... aber was solls
(gutes beispiel was zu viel kiffen mit einen anstellen kann ;-))
so weit alles wunderbar... infos unter www.fendttheband.de
lieben gruß aus traunstein der fricko

assotsiationsklimbim - 5. Apr, 09:51

na das nenn ich mal angenehm direkten popstar-publikum-kontakt.

hier in innsbruck schauen sich die leute halt lieber wetten-dass an, als dass sie sich aus ihren feinen stuben bequemen, insofern war bei euch und den savoys für hiesige verhältnisse eh ordentlich was los. über den "haustechniker" haben die kinderzimmer productions übrigens die berühmte zeile "der mischer ist n rocker und interessiert sich nur für bier" geschrieben.

aber danke jedenfalls fürs dasein und spielen hat mir wirklich gut gefallen, kommt recht bald wieder mal.

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