Mittwoch, 12. April 2006

diese schmerzen musst du tragen

komm mit in den wald: ruth schweikerts zweiter roman "ohio"



dem sich in der schönheit des walds aus zeichen eines romans verlaufen habenden rezensenten empfiehlt sich stets, das leere worddokument mit den mystik-art-rockern tocotronic zu bekämpfen. und siehe da: „im blick zurück entstehen die dinge / im blick nach vorn entsteht das glück“.

im blick zurück entstand ruth schweikerts fragmentbeziehungsfamilienroman ohio mit der frage, wie und womit es angefangen habe. von dort führen kleine fetzen der erinnerung entlang schmaler waldpfade durch drei generationen familiengeschichte und ein jahrhundert zentraleuropäischer diskurse ins leere, zu lichtungen, verzweigen sich und kreuzen sich dann, bis merete und andreas im hotelzimmer in durban vergeblich die scherben eines gemeinsamen lebens zusammenzusetzen versuchen. und durch dieses dickicht muss die leserin schon selber finden.

am waldesrand stehen unter den hohen bäumen beispielsbeziehungskonzepte, dylansongs und erinnerungsdekonstruktion auch zarte gewächse, wie der ursprung des romans, von dem aus die autorin "den dingen nachgeschrieben" (schweikert) hat: andreas großvater ruft andreas in durban von celerina aus an, um ihn zu fragen, ob er wisse, wo er seinen lottoschein hingelegt haben könnte, andreas schreibt merete ein sms, dass die kinder fleisch- statt tomatensoße wollen, merete deckt ihre ewig halbfertige dissertation über klees zerschnitte bilder mit einem alten leintuch zu, damit sie nicht verstaubt.

am ende stehen im blick zurück dann so 11, 12, 13 prozent erleichterung, weil diese Geschichte abgeschlossen ist, wenn sie auch nicht restlos erzählt werden kann. das ist auch der vorteil von literatur: anders als das leben geht es nicht immer weiter. so kann man diese monströse impertinenz, "dass man die stimme erhebt über andere" (heckmanns), diese "sonderbare verhaltensstörung" (sebald) rechtfertigen, im blick zurück. im blick nach vorn entsteht das glück: ohio, endlose maisfelder.

ruth schweikert: ohio, ammann, zürich, 2005, 215 seiten

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