Donnerstag, 2. März 2006

freiheit aus einem männermund

"i can play the drums in a band too"



die musikjournalistin kerstin grether erinnert in ihrem im hamburger urbanen-penner-millieu spielenden debutroman über die sichs fürs gesangscasting kaputthungernde komikzeichnerin sonja daran, dass feminismus nicht nur das zweitlästigste kneipenstreitthema nach nazikram ist.

wenn man bei der geburt das physische geschlecht mit den zwei verschiedenen buchstaben zugeschrieben bekommen hat und deswegen, so gut man eben kann, auch das dazugehörige soziale nachspielen muss, kann man zu manchen büchern leider fast nichts sagen. aufgrund der vorteile in 99% aller anderen lebensbereiche kann und will man darüber auch nicht weiter klagen.

kerstin grether hat jedenfalls zwei gleiche chromosomen und in grauer vorzeit ein buch geschrieben, das mir aus verschiedenen gründen im ersten drittel nicht, im zweiten gar nicht und im dritten so ok gefallen hat. für die damalige zeit (holofernes-blurb am backcover) war das wohl irgendwie repräsentativ und wichtig, trotzdem hat da die literatur mit dem p-wort halt doch schon sehr komisch gerochen.

grether als popjournalisten mag ich ja sehr. könnte ich mich dazu äußern, würde ich zu ihrem romandebut aber sagen, dass das zitat-dings z.b. bei volkmann einfach mehr spaß gemacht hat, dass dieses empflichkeits-erinnerungs-ich-ding halt doch doof ist, dass man damals ja angetreten war gegen genau diese 80er-themen-as-in-magersucht-romane (hätte ich vorher schon gewußt wie sehr so was nerven kann, hätte ich nie nie nie erwähnt, dass ich immer dicker werde), dass dieses wir-coolen-aber-eigentlich-armen-selbstausbeuter-ding nervt, dass ich andere female-gender-role-modells bevorzuge, dass da auf den letzten 30 seiten aber was passiert, was ich nicht beschreiben kann, was mich damit aber irgendwie versöhnt. versöhnt weil: naiv gelesen endlich alle langweiligen 150 seiten davor gerechtfertigt werden und und versöhnt weil: endlich klartext kommt:

"keiner macht es uns leicht, einfach nur frei zu sein. denn wir träumen davon, uns für die träume anderer zu eignen. möchte irgendwer uns bitte richtig einschätzen, äh, einsetzen? wir sind die musen des neoliberalismus - an uns sieht man, was man menschen alles antun kann.

hungern ist so erschöpfend, da erfindet man keine neuen soundmuster mehr. das überlässt man den ausnahmen, die die regeln bestätigen. bei so bands wie musabuse denken doch sowieso alle schon von vornherein: das ist eh nicht normal, was die mädels da machen - aber gut. lass uns halt ein bisserl was davon in unser system integrieren."


ein kurzer abschlusssexismus: man kann nicht immer nur jungsromane lesen. lest doch mal einen mädchenroman. und wer noch einmal sagt, mädchen können ja auch ganz gut schlagzeug spielen, schreibt bis morgen hundertmal "die genderkeule knechtet uns alle immer noch und im spätkapitalismus umso mehr" in schönschrift.

die abteilung gender und unbehagen des resort empfiehlt zur anschaffung für die heimische hausapotheke:

kerstin grether: zuckerbabies, ventil, mainz, 2.auflage 2004, 202 seiten

im julei kommt der spaß übrigens bei suhrkamp neu und kerstin grether damit wohl groß heraus.

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