Samstag, 27. August 2005

gegen die welt, gegen das leben

joris-karl huysmans, geschätzt von eigentlich allen und speziell zum beispiel von oscar wilde, der seinerseits nur ganz knapp daran vorbeigeschrammt ist, das motto meines eigenen kleinen blogs ("youth, it's wasted on the young") zu geben, wurde zeit seines lebens nicht nur von neurasthenie und glaubensverirrungen heimgesucht, sondern hat mit "gegen den strich" auch noch das buch geschrieben, das ich künftig immer in der "und jetzt kommen wir zur frage nach deinem lieblingsbuch"-situation anführen werde, weil es so schön alt und französisch ist, das macht sicher eindruck.

jedes wort über diese orgie des exzesses, dieses manifest der weltflucht und des dagegenseins verfällt mir heute in blöden feuilletonjargon, also lest es selbst, und seid bezaubert.



joris-karl huysmans: gegen den strich, übersetzt von hans jacob, ullstein, 1972, 189 seiten

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driftwood - 28. Aug, 17:50

Ohja, das Buch ist ganz wunderbar!
(aber ich habe auch allgemein eine Schwäche für alt, als auch französisch, besonders in Kombination.)

assotsiationsklimbim - 28. Aug, 18:39

wußt ichs doch. (& darf man nachfragen, welches jahrhundert & wer genau? ich kenne französische literatur praktisch gar nicht, sicher auch ein versäumnis)
driftwood - 29. Aug, 18:12

Was wusstest du? Das mit dem alt, den Franzosen oder Huysmans?

19. Jahrhundert, aber auch gerne aus Russland.

Allzu gut kenne ich mich mit französischer Literturgeschichte ebenfalls nicht aus, sind vorallem die bekannteren Namen, welche ich bis jetzt gelesen habe. Von den älteren wird Baudelaire sehr von mir geliebt, von den jüngeren Perec.
Und dann begleitet mich Proust schon lange: mag es, dass man immer wieder zu seinen Büchern zurückkehren kann. Habe mit "Die Welt der Guermantes " aufgehört und jetzt fast ein bißchen Angst, den Rest in Angriff zu nehmen, weil ich schon so lange mit Unterbrechungen dran lese und es komisch sein wird, irgendwann damit fertig zu sein. Wobei ich ihn nicht immer lesen kann, manchmal geht mir sein Stil wahnsinnig auf die Nerven und ich schaffe nicht einen einzigen Satz. Man muss wohl immer den passenden Moment finden, ganz allgemein, das richtige Buch zur falschen Zeit bringt gar nichts (was die Antwort auf ein Lieblingsbuch im übrigen so schwer macht).
assotsiationsklimbim - 30. Aug, 21:24

ich wußte, dass "gegen den strich" nicht nur mir gefällt.

und die recherche hab ich nicht geschafft leider, obwohl natürlich schon pflicht eigentlich. und dass lesegeschmack stimmungsabhängig ist, kenne ich gar nicht, für mich ein seltsamer gedanke irgendwie.
driftwood - 31. Aug, 18:06

Wie wahr. Ich denke, es ist allgemein recht beliebt -zumindest unter den Leuten, die ich kenne.

Was hat dir an Proust nicht gefallen?
Bei mir bezieht sich diese Stimmungsabhänigkeit nicht nur auf die Literatur, auch auf Musik oder Kunst im Allgemeinen. Was so weit geht, vermeintliche Lieblingsbücher beim zweiten Leseangriff unerträglich zu finden, nur, um beim dritten Mal wieder in pure Begeisterung zu verfallen.
assotsiationsklimbim - 1. Sep, 12:12

@proust nicht gefallen: gar nichts, im gegenteil, die recherche würde ich nach wie vor als eines meiner lieblingsbücher bezeichnen, ich habe es nur aus zeitknappheit bis heute nicht geschafft, weiter als bis zur mädchenblüte band 2 zu kommen.
@stimmungsabhängig bei kunst: das finde ich ja grundsätzlich die völlig falsche rezeptionsweise, dinge so affektiv/emotional wahrzunehmen. das schreit direkt nach einem längeren, gesammelten posting, warum ich das so falsch finde, wenn ich mal zeit dazu habe.
driftwood - 1. Sep, 13:18

Dann hast du das Leseerlebnis immerhin noch vor dir, das ist doch auch was schönes. Proust muss man auch nicht in einem Zug lesen, wie gesagt, ich mag daran auch den Aspekt, dass er einen über einen langen Zeitraum begleiten kann.

Kann ich sogar verstehen. Hatte auch schon häufig Diskussionen zu dem Thema, weshalb mich ein längeres Posting durchaus interessieren würde.

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