Montag, 15. Juni 2009

Where do you want to go today / when the world don't treat u right

Hinweis auf meine schon vor ewigen Zeiten verfasste, aber dann doch nie veröffentlichte Apologie von 7th Heaven, die ich jetzt doch mal hochgeladen habe, weil es sonst schade drum wäre.

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https://creekpeople.twoday.net/stories/5763702/modTrackback

wiesengrund - 15. Jun, 20:07

Ich würde mal heftige widersprechen, dass man dem nicht akzeptble Wetlbild nicht ausfitzen kann, denn ich habe aus etlichen Debatten im WehWehWeh gelernt, dass etliche Kids und Erwachsene die Moralia der Serie als tatsächlichen Kompass hernehmen.

Und ganz ist mir nicht klar, was du sagen willst: Ironisch-gut-finden ist doof (ok), Cultural Studifizieren ist doof (ok) und Antiamerikanismus ist doof (ok). Daraus leitet sich dann ab, das die einzige coole Reaktion ist, es zu gucken, um auf die Risse im Geflecht zu schauen? Hm. Versteh ich nicht ganz. Ich kann das sehr wohl sehen, und es doof finden ohne die drei oben genannten Denkalternativen. Nämlich weil die Risse nicht genug reißen, und bei den Charakteren nichts auslösen, und weil es fad ist usw. usf.

(Außerdem habe ich irgendwo einen kaum formulierbaren Halbgedanken im Kopf, der besagt, dass das Postulat, die Serie übertreibe die neo-con-Sache so, dass sie sich selbst parodiert, nur auf dem selben Sand gebaut werden kann, wie der des Antiamerikanismus. Ohne Parodierstes keine Parodie, und das Unterstellen eines gar so eindimensionalen moralischen Grundwertekatalogs wirfst du den Kritikern ja vor. Ganz abgesehen davon, dass ich in keiner Sekunde das Gefühl hatte, die Serie parodiert auch nur ein Jota von einem Komma. Aber das ist wohl Ansichtssache. :)

wiesengrund - 16. Jun, 17:39

Und was mirg grad beim ORF-Zappen auffällt: Einige deiner Punkte (Die Parodie, die Risse in der Strenge) finden sich imo nämlich nicht bei "7th Heaven" sondern bei "Malcolm in the Middle". Da stimm ich dann plötzlich zu, ist schließlich eine der besten Serien aller Zeiten. :)
assotsiationsklimbim - 17. Jun, 23:35

vorab: der text ist wie gesagt schon älter und heute würde ich ihn wohl anders schreiben und ich bin mir um schwächen der argumentation bewusst, drum lud ich ihn ja hoch, um eventuell zu erfahren, was besser zu denken ginge etc.

jedenfalls: eh kann man dem nicht akzeptablen weltbild aufsitzen (und mir ist bewusst, dass das viele auch tun), aber noch beim besten ding an sich, wird sich jemand finden, der es falsch verwendet und einen scheiß draus macht. drum ist das kein argument gegen irgendwas an sich. bei etwas, das von haus schon eher ein scheiß ist, ist die sache natürlich nochmal schwieriger, aber drum interessiert mich die auseinandersetzung damit ja auch besonders. denn mein punkt ist ja, es sei zu billig gedacht, es würde tatsächlich automatisch jeder aufsitzen, was ich wieder vereinfachend und überheblich zugleich finde, aber darüber ließe sich wieder trefflich streiten.

was ich ja nur sagen wollte ist, dass mir als intellektuello-europäer die geschilderte lesart (risse gucken) möglich ist und ich freude dran habe, dass es die serie (wohl wider eigenen willen) zulässt. dass das die einzig coole reaktion ist, habe ich nie behauptet. natürlich kann man 7th heaven auch reflektiert und vollkommen doof finden ohne die drei verdammten denkalternativen. aber ich mag es nun mal eben wirklich - auch ohne die drei verdammten denkalternativen - drum wollte ich ja mit dem text zu erklären versuchen, auf welche weise. kann aber auch einfach nur eine idiosynkratische obsession für eben ernsthaft gut gefundenem müll sein, den ich eben nicht irgendwie campy (oder postmodern eh alles egal / oder als besonders exzentrische vorliebe zur erlangung besonderen kulturellen kapitals) gut finde, sondern eben genau, weil er ist, wie er ist. bsp: phantom ghosts version von you're my mate ist zwar toll, erreicht aber dennoch nicht die erhabenheit des originals, wenngleich das wiederum eigentlich außerhalb jeder diskussion sein müsste. das führt jetzt schon wieder recht weit weg vom eigentlich thema, jedenfalls neuer anlauf: was ich sagen wollte, war: ich suche eine erklärung wie abseits der drei genannten denkalternativen das gut finden von problematischem erklärt werden kann (ohne zu beanspruchen, dass man damit dann recht hätte und alle doof wären, die den anlassfall immer noch doof finden).

der halbgedanke: vielleicht kann ich, wenn ich dich recht verstehe, den kopf aus der schlinge ziehen, wenn ich behaupte, das habe alles gar nichts mit neocon oder irgendwas zu tun, sondern sei mehr so eine dekonstruktionsmaschine, die eigentlich mit allem laufen würde, aber hier halt besonders schick? ich weiß auch nicht, und es ist auch schon spät.

malcolm in the middle: das hab ich eben nie ernsthaft zu schauen angefangen und kann drum genau gar nichts damit anzufangen. da werf ich lieber dawson's creek ein, dem du doch auch was abgewinnen kannst?
wiesengrund - 18. Jun, 11:00

Hm, der Halbgedanke etwas komplettiert läuft ungefähr so ab: Der Antiamerikanismus-Vorwurf ist ja, wenn ich dich recht verstehe, dass die Leute 7thH schauen und sagen: "Das ist so eine eklige Explizierung des schlimmsten bürgerlichen Wertekatalogs Amerikas! Kein wunder, dass die Bush gewählt haben, wenn sowas im TV dort läuft!" Das Problem daran ist eine quasi-rassistische Vorab-Unterstellung eines Wertekatalogs, der dann angeblich in der Serie gefunden/entdeckt/gematched wird. Du sagst aber hingegen, du magst die Serie, weil sie dir offen lässt, auf die Risse im Geflecht der Strenge und der moralischen Positionen zu gucken, und mein Halbgedanke ging dann in die Richtung: Risse implizieren ja einen ähnlichen Wertekatalog, der gerissen werden kann, dessen Unterstellung du ja den Antiamerikanisten vorwirfst. Also was ich meinte ist: So lange "Die Amerikanische Bürgerlichkeit" anhand von 7thH kritisiert wird, ist sie ein rassistisches Klischee, und wir weisen vehement darauf hin, dass es nicht existiert und eine konstruierte Fiktion ist, aber sobald anhand von 7thH die selbe Fiktion kritisch und ... rissbegierig gelesen wird, ist sie wahr genug um gut zu sein?

Dawson's Creek, niemals, pfui pfui, ganz schlimm. :) Aber ich schaue und liebe das aktuelle 90210-Remake z.B. Und alle Freunde fragen mich dann auch: "Ja, aber warum guckst du das, Marko? Um zu sehen, wie doof Amerikas TV geworden ist? Wegen Rissen? Um es in einer Proseminararbeit zu dekonstruieren? Weil es so schlecht ist, dass es wieder gut ist?" Und ich sag darauf eben immer: "Nein, I just like it. Ich will mich da gar nicht vom Dreck in irgendeiner Art und Weise abheben, und mir eine Eurolektuellen-Postition zimmern. Es ist Dreck. Und ich suhle mich darin wöchentlich." Also ich kann sowas schon nachvollziehen, nur ohne mich eben auf so Konzepte wie "Risse" abzustützen.
assotsiationsklimbim - 21. Jun, 16:06

zum halbgedanken: so verstehe ich das und so stimmt das wohl auch. rauswursteln ginge dann vielleicht in etwa so: der antiamerikanismus, den ich meine (und du auch), schließt aus fiktionaler darstellung (die figuren und ihre werte sind bäh) auf tatsächliche zustände (die amis sind bäh) bzw. arbeitet mit am konstrukt, zu behaupten, die tatsächliche zustände seien irgendwie (im endeffekt wiederum: die amis sind bäh), während meine position 7th heaven eben as a work of fiction takt, das keine direkten, einfachen kausalen oder repräsentationellen beziehungen zu einer "realität" (bzw. deren konstruktion) hat, sondern ein eigenkomplexes dingens ist, das ich blöd und rissig finden kann, ohne damit zu unterstellen, es gäbe dazu eine entsprechung zu irgendetwas über die serie hinaus, d.h. die vorgeführte rissigkeit führt nicht zur konstruktion sog. "realer" risse, d.h. ich muss nicht aufgrund der risse "die amerikaner" irgendwie indirekt rassistisch eben doch mit blöd finden. letztlich hast du aber recht, dass das durch die hintertür unweigerlich wieder reinkommt und so ist das alles schnöde sophisterei.

ansonsten kann ich mit deinem nicht erklärungswilligen suhlen eh sehr gut leben, wenngleich ich natürlich ganz generell und im prinzip schon immer eher dafür bin, sich selbst als forschungsgegenstand zu verstehen, der einer analytischen erklärung vollständig zugänglich sein sollte. sprich: ich würde schon gern behaupten können, erklären zu können, warum mir in welchem dreck suhlen spaß macht (auch wenn die erklärungen möglicherweise kompletter humbug sind). denn erst dann lässt sich trefflich drüber streiten und andere gespräche langweilen halt meist sehr schnell.

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