Sonntag, 3. Februar 2008

Once I Found A Diamond

Wie sagt man noch? - Kaufempfehlung für siehe weiter unten weil Überraschung

Anthologien sind - wie Metaphern aus der Welt der Nahrungsmittelzubereitung für die Beschreibung des Herstellens von Musik - das Salz in der Suppe der Populärkulturmusik. Selbst bei One-Artists-Kompilationen (aka Best Ofs), denen doch immer die wühlkistige Schmierigkeit der n- bis n+1-Verwertung anhaftet, eröffnet sich uns immer ein besonderer Kessel Buntes: Entdeckungsmöglichkeiten ohne Ende, jeder Track das Potential zum Hinweis auf ein ganzes neues Lieblingsalbum, Geschichte von Jahrzehnten komprimiert auf, sagen wir mal, 52'67''.

Aber auch Label-Sampler, thematische oder genrespezifische Zusammenstellungen (Gender Conscious Pop, Kuschelrock, Beatles-Coverversionen, "jung, (anti-)deutsch, auf dem Weg nach oben"), private bis halbprivate Mixtapes ("The Best", "Alternative Indie Mix Herbst 1995", "Nu Metal was abgeht") und selbst Soundtracks waren uns stets willkommen, denn wo sonst bekommst du so viel verschiedene Musik für so wenig Geld (oder Speicherplatz).

David Shrigley's "Worried Noodles" ist nun eine nicht bereits ausreichend gehypte Compilation aus dem Hause Tomlab, womit eigentlich schon alles gesagt ist. Wenn man sie kauft und nicht bloß runterlädt, kommt diese kulturindustrielle Ware im Schuber, was angenehme Erinnerung an diese Beastie-Boys-Best-Of-Doppel-LP wachküsst, die ich damals sogar in eigenen Plastikhüllen aufbewahrte, weil ich dachte, dass mir die Entschuberung beim spontanen Rezeptionswunsch immer zu mühsam sein würde und ich so das nie hören würde.

David Shrigley hatte jedenfalls mal ein Booklet (inkl. Lyrics) zum gleichnamigen, damals noch nicht existierenden Album entworfen, das dann im Nachhinein von verschiedenen Artists ins good old reale Bestehen hinübervertont wurde. Tomlab, im hiesigen Sprachraum ohnehin Synonym für das Zuhause aller relevanten Popmusik zur Zeit, präsentiert uns das i-Tüpfelchen auf dem Sahnehäubchen des anspruchsvollen transatlantischen Popmusikschaffens der letzten Hälfte der Nullziger inklusive ein paar ebenfalls nicht üblen EuropäerInnen (u.a. Grizzly Bear, Aidan Moffat, Deerhof, Franz Ferdinand, Munch Munch, Liars, Final Fantasy, Scout Niblett, Hot Chip, CFTPA, Les Goerges Leningrad etc. um mal nur die ganz großen Namen zu nennen).

Es fällt schwer, hier die besonders dicken Körner dieses spreulosen Weizens herauspicken zu wollen, aber manchmal erwähnt auch ein faules Rezensenten-Huhn, dass erwartungsgemäß CFTPA, Owen Pallett sowie FF am geilsten abgeliefert haben, die Liars erwartungsgemäß ab verstörendsten, Scout Niblett am berührendsten (hier nörgelenden Nebensatz über Frauenquote einfügen!), die doch sonst eher ein wenig faden Grizzley Bear hier die Überraschungssieger sind (wobei: Simon Bookish auch... -aber lassen wir das) und außerdem mein persönlicher Liebling natürlich Munch Munchs Squirrel-Song ist gehabt haben werden sein (irgendein den Satz grammatisch richtig beendendes Verb auswählen).

Wenn jemand aus den Fünfzigern, der sich wegen des Tods seiner Frau einfrieren hat lassen, jetzt aufgetaut werden würde, sollte er sich diese Blütenlese mal durchhören, um auf den aktuellen Stand der Dinge zu kommen. Aber auch für den ganzen Rest ist "Worried Noodles" outstanding genug, um eine Anschaffung (oder eben einen Dowload) trotz des Indie-Spießer Arguments "aber ich hör mir lieber die ganzen Alben von denen allen an" zu rechtfertigen. Das Artwork gibt es übrigens auch immer noch und mitten drin im Review hätte erwähnt gehört, dass die Zusammenstellung sich trotz und wegen der verschiedenen Zugänge auch recht flüssig und als Ganzheit anhört.

David Shrigley's "Worried Noodles" ist bei Tomlab erschienen.

Trackback URL:
https://creekpeople.twoday.net/stories/4671928/modTrackback

driftwood - 4. Feb, 19:08

Disc 2 sieht fast so aus, wie mein letztes Mixtape. Ich müsste meinen Geschmack mal wieder über die Grenzen von Tomlab ausweiten.

assotsiationsklimbim - 4. Feb, 23:26

eben nicht. tomlabs grenzen sind ja die des guten geschmacks.

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